Das Museum Wilhem Busch zeigt:
WO DIE IRREN FLIRREN. F. K. Waechter. Unvergessen für immer

Zeichnungen und Theaterstücke von F. K. Waechter

Das schreibt das Museum:

»F. K. Waechters anarchischer Witz und Vorliebe für schrägen Nonsens prägte nicht nur Generationen von Zeichner*innen. Er hatte, wie er selbst einmal sagte, große Freude daran, ›das Dümmste, Banalste, Schrägste, Abseitigste (…) weiterzutreiben‹ und sich gegen Regeln, Autoritäten und Unsinniges zu stellen, war führendes Mitglied der ›Neuen Frankfurter Schule‹ und Mitbegründer des endgültigen Satiremagazins Titanic. Mit Cartoons wie ›Wahrscheinlich guckt wieder kein Schwein‹ (1971) zeichnete er sich ins kollektive Gedächtnis.

Waechter war auf vielen Bühnen zu Hause, auch - und das ist allgemein weniger bekannt - auf jenen des Theaters. Über 40 poetischen Theaterstücke stammen aus seiner Feder, einige davon inszenierte er auch an unterschiedlichsten Bühnen. Allein in Hannover wurden zu Waechters Lebzeiten sechs Stücke uraufgeführt, alle unter der Intendanz von Ulrich Khuon. Das erste und prominenteste Stück war ›Die Eisprinzessin‹, das zwischen 1993 und 2000 im berühmten Treppenhaus der Cumberlandschen Galerie über 270 Mal aufgeführt wurde. ›Auf nach Süden! (…) wo die Irren flirren …‹ heißt es im Stück. Im heißen Sizilien streift die gefühlskalte, aber wunderschöne Prinzessin nach und nach ihre Kälte ab und entdeckt ihre Gefühle. Ein großes Erzähltheater um Liebe und Geschlechterkampf. Ganz anders war es mit Waechters Stück ›Prinz Hamlet‹, das 1995 als Theaterstück entstand, aber nicht zur Aufführung kam. Zehn Jahre später, kurz vor seinem Tod, übertrug der Künstler den dramatischen Inhalt in ein großartiges Bilderbuch. Wunderschön in farbigen, collagierten Zeichnungen und künstlerisch beeindruckend in Szene gesetzt, entstand ein Zyklus aus über 60 Blättern.

In unserer Sonderausstellung ›WO DIE IRREN FLIRREN: F. K. Waechter. Unvergessen für immer‹ zeigen wir beide Schaffenswelten von Waechter: Die des Zeichners und die des Theaterstückautors. Beide vereinen große Themen wie Glück, Liebe, Verrat, Träume und das Ende des Lebens. Neben Handzeichnungen aus unserer Nachlass-Sammlung zeigen wir auch Collagen und Drucke des Künstlers. Das Theaterkapitel wird illustriert mit Bühnenfotografien von Mara Eggert, Programmheften, Archivalien aus der Sammlung und von Leihgebern. Ein umfangreiches Begleitprogramm, u. a. eine Theateraufführung ›Der alberne Hans‹ (Christine Weghoff) beim Sommerfest der Herrenhäuser Gärten, ergänzt die Ausstellung. In den Gästezimmern präsentieren wir zeitgleich einige von Waechters Zeichnungen zu seinen witzigen Bilder- und Mitmachbüchern, die sich an Kinder wie Erwachsene richten.«

Ausstellung vom 24.05.2025 bis zum 14.09.2025
Museum Wilhelm Busch

Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst
Georgengarten
30167 Hannover

Öffnungszeiten:
Di bis So und an Feiertagen jeweils von 11 bis 17 Uhr.

Zur Ankündigung auf der Website des Museums

Besprechung von Dr. Julia Behrens in der Kunst:art 103 Ausgabe Mai-Juni 2025:

»›All die überlegenen, vornehmen, gebildeten, kunstbeflissenen Langweiler mit ihren verlogenen, abgedroschenen, wichtigtuerischen, einschüchternden Sprüchen liefern uns nun das schönste Material für Komisches. Herrliche Zeit für Satire!‹ Es ist die selbstzufriedene Wirtschaftswunder-Gesellschaft der 1960er-Jahre, die der Zeichner und Cartoonist Friedrich Karl Waechter (1937-2005) hier ungewöhnlich scharf umreißt. Das Zitat macht jedoch augenblicklich klar, woraus einer der berühmtesten Karikaturisten des deutschsprachigen Raums in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts seine Inspiration bezog.

Dass F. K. Waechter in einschlägigen Magazinen wie pardon, der von ihm mitbegründeten Titanic und im ZEITmagazin Tausenden von Lesern mit seinen genial-subtilen Cartoons ein Lächeln ins Gesicht zeichnete, ist hinlänglich bekannt. Dass er eigene Satirebände wie ›Wahrscheinlich guckt wieder kein Schwein‹ oder ›Männer auf verlorenem Posten‹ veröffentlichte und mit Kinderbüchern wie dem ›Anti-Struwwelpeter‹ Erfolge feierte, ebenfalls. Dass er jedoch seit den 1970er-Jahren auch als Verfasser und Regisseur zahlreicher Theaterstücke in Erscheinung trat, dürfte nur den wenigsten geläufig sein.

Daher rückt nun das Museum Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur & Zeichenkunst in Hannover ab dem 24. Mai 2025 unter dem Titel ›Wo die Irren flirren: F. K. Waechter – Unvergessen für immer‹ die gekonnt bizarren Theaterprojekte des Allrounders ins Rampenlicht. Der skurrile Ausstellungstitel bezieht sich auf eine Zeile aus Waechters Stück ›Die Eisprinzessin‹, das zwischen 1993 und 2000 im pittoresken Treppenhaus der Cumberlandschen Galerie – als Teil des Schauspielhauses Hannover – über 270 Mal zur Aufführung kam. Es erzählt die Geschichte einer unnahbaren, wunderschönen Prinzessin, die auf dem Gipfel eines Eisbergs lebt, schließlich aber vom König von Sizilien in dessen Heimat gelockt wird, wo ihre Gefühlskälte dahinschmitzt.

In der Ausstellung werden die Theaterarbeiten des Bühnenautors durch Fotografien, Programmhefte und Archivalien aus der Sammlung des Museums zum Leben erweckt. Darüber hinaus ist die Aufführung von Waechters Stück ›Alberner Hans‹ im Rahmen des Sommerfestes der Herrenhäuser Gärten in Hannover geplant.

Aber auch andere Zeichnungen, Collagen und Drucke des Frankfurter Cartoonisten, in denen sich seine stilistische Vielfalt spiegelt, werden zu sehen sein. Die Blätter stammen ebenfalls aus dem reichen Bestand des Museum Wilhelm Busch, das 2007 von den Nachkommen Waechters den gesamten Nachlass des Künstlers erhielt. Eine Hälfte ging als Schenkung an die Institution, die andere wurde mithilfe zahlreicher Stiftungen und der Unterstützung des Landes erworben. ›Zeichnen heißt, das Schwarze im Auge auf einer weißen Fläche verteilen‹, so Waechter. Und das verstand er wirklich meisterhaft.«

Ältere Ausstellungen

Ausstellungen des Werks von F.K.Waechter
Ab 05.12.2017 »Vorhang auf –
F.K. Waechter zum
80. Geburtstag«
Zentralbibliothek
Hasengasse 4, 60311 Frankfurt
Infos
Ab 21.07.2017 »F.K. Waechter: Zeichenlust« Wilhelm Busch –
Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst
Georgengarten, 30167 Hannover
 
12.02.2017
bis 14.05.2017
»Da bin ich!«
Geschichten für Kinder von
Wilhelm Busch,
F.K. Waechter, Volker Kriegel, Philipp Waechter
und Luis Murschetz
Olaf Gulbransson Museum Tegernsee
Im Kurgarten 5
83684 Tegernsee
Infos
15.05.2016
bis 11.09.2016
»Da bin ich!«
Geschichten für Kinder
Museum Schloss Elisabethenburg
Schlossplatz 1
98617 Meiningen
Infos
16.10.2015
bis 01.01.2016
Kinderbücher ohne Tabus: Von Wilhelm Busch bis Tomi Ungerer Museum Tomi Ungerer
Internationales Zentrum für Illustration
Villa Greiner
2, Avenue de la Marsellaise
F-67076 Strasbourg
Infos
12.09.2015
bis 22.11.2015
»Wahrscheinlich guckt wieder kein Schwein« Caricatura – Galerie für Komische Kunst
KulturBahnhof Kassel
Rainer-Dierichs-Platz 1
34117 Kassel
Infos
08.11.2014
bis 01.03.2015
»Da bin ich« – Geschichten für Kinder
von Wilhelm Busch, Tomi Ungerer, F. K. Waechter, Volker Kriegel und Philip Waechter
Wilhelm Busch –
Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst
Georgengarten, 30167 Hannover
Infos
Dauerausstellung Die Zeichner der Neuen Frankfurter Schule Caricatura Museum für Komische Kunst
Weckmarkt 17
60311 Frankfurt am Main
Infos